DIE GENERALPROBE für das „Vinophil“ fand Corona-bedingt mit Freunden statt. Bruno Escudeiro Craveiro und Julian Meiswinkel starteten dann im Juni offiziell durch. Bei unserem Besuch läuft bereits alles reibungslos, wenngleich man sich erst daran gewöh- nen muss, dass man mit einem aufleuchtenden Milchglaswürfel den Service rufen kann. Es erscheint dann meist Craveiro, der sich sichtlich freut, wenn er die Neugier des Gastes wecken kann. Der gebürtige Brasilianer hat prominente Stationen hinter sich (Sackmann, Bühlerhöhe, Traube Tonbach) und arbeitete zuletzt im Ettlinger „Erbprinz“ als Restaurantleiter und Sommelier.

Die Leidenschaft für Wein ist ein Leitmotiv im „Vinophil“. Über- haupt sprengt die opulente Wein- und Cocktailkarte das kulina- rische Konzept. Und das ist gehoben, durchaus raffiniert, aber bodenständig. Sehr zart waren die als Vorspeise servierten, mit der Gabel zerteilbaren Schweinebäckchen mit Barbecue- Aromen, Taboulé und Paprika-Öl. Die ausgebackenen Kalbsnie- ren, denen kräftige Balsamico-Jus eine schöne Säure verlieh, waren eine gelungene Variation des badischen Klassikers, wäh- rend dem perfekt gegarten Zander etwas Würze fehlte. Das ins- gesamt hohe Niveau repräsentierte der in Single Malt gebeizte Lachs mit Wildkräutern und geschmorten Tomaten besser.

Dass ein Neustart auch jetzt gelingen kann, zeigt der Schulterblick: Im „Vinophil“ ist trotz Maskenpflicht jeder Tisch besetzt. Christoph Ruf