Von Hartmut Metz

Gourmet-Loblieder landen im Spam-Ordner

Gaggenau – Vielleicht sorgt das Unterbewusstsein bei Spitzenkoch Julian Meiswinkel dafür, dass er Nachrichten vom Guide Michelin und Falstaff instinktiv in den Spam-Ordner verschiebt. Bruno Craveiro muss bei dem Thema herzhaft lachen. Meiswinkels Partner beim „Vinophil“ in Ottenau fischte beide E-Mails wieder heraus, weil er routinemäßig den Spam-Ordner durchstöbert, damit nicht aus Versehen eine Tischreservierung für das Restaurant am Fuße der B462-Auffahrt im Nichts verschwindet.

Gourmet-Loblieder landen im Spam-Ordner

Julian Meiswinkel (links) und Bruno Craveiro stehen vor einem kleinen Teil ihrer 350 edlen Tröpfchen. Foto: Hartmut Metz

„Ich rief ihn gleich an und fragte, ob er die Nachricht gesehen hatte?“, berichtet Craveiro. „Die Mail von Falstaff sah aus wie ein Newsletter, den wir zweimal in der Woche von denen erhalten“, gesteht Meiswinkel grinsend seinen Irrtum ein und verschob die Mitteilung kurzerhand, weil er aus dem Urlaub kam und rasch die Flut an Nachrichten eindämmen wollte. Doch so entging dem 34-Jährigen eine Auszeichnung. Das Wein-Fachmagazin Falstaff hatte an die Murgtäler 85 von 100 Punkten sowie zwei der maximal vier Gabeln vergeben. Vor allem beim Wein kam das „Vinophil“ mit 18 Zählern nah an das Maximum von 20 heran. „Die eigene Vinothek mit besten Tropfen spielt im Restaurant natürlich eine sehr wichtige Rolle“, heißt es im Falstaff. Dabei hat Craveiro „erst“ 350 verschiedene Weine und rund 2.500 Flaschen im Vorrat. „Wir sind ja noch im Aufbau“, deutet der Sommelier an, dass da noch Luft nach oben in Richtung 20 ist.

Die beiden Kompagnons arbeiteten sieben Jahre lang beim Ettlinger Gourmettempel „Erbprinz“ zusammen. Beide wurden zeitgleich vom Gründungsfieber gepackt – und weil auch ihre Vorstellungen nahezu deckungsgleich waren, gingen der Sommelier und Restaurantleiter sowie der Koch das Abenteuer gemeinsam an.

Obwohl es an alter Stätte um Sterne ging, peilen der Kuppenheimer Meiswinkel und Craveiro keine höchsten Weihen an. „Ich habe mal recherchiert: Mit 85 Punkten beim Falstaff liegen wir knapp unter der Sterne-Küche. Das ist perfekt! Mehr wollen wir nicht“, betont der 41-jährige Gernsbacher und begründet: „Die Leute sollen sich wohlfühlen und ohne feinen Zwirn kommen können“, setzt das Duo lieber auf eine lockere Atmosphäre an seinen Holztischen, die auch einen größeren und besonders gerne genutzten Stammtisch beinhalten. Als ideal empfinden die beiden daher ihre unscheinbare Lage im Ottenauer Industriegebiet: Da die beiden Chefs zu ihrem eigenen Wohle und dem der Mitarbeiter erst um 17 Uhr öffnen und sonntags und montags Ruhetage einlegen, ist die Gegend abends verwaist und bietet neben genügend Parkplätzen vor allem keine Nachbarn, die sich bei Hochzeiten oder anderen Feiern über eine hochkochende Stimmung draußen im Sommer „nachts um 2 Uhr“ mokieren.

Wurde den beiden nach der Eröffnung zunächst mulmig, weil Corona hereinbrach, freuen sie sich jetzt darüber, erfolgreich eine „kleine Lücke im Murgtal besetzt“ zu haben. Beide fühlen sich damit wohl und wie im Paradies: Der eine wegen der Weine, weil er außer 20 Rum-Sorten und zehn Tequilas auch Exotisches – etwa aus China oder seinen Liebling aus Portugal – empfehlen kann. Und das, betont Craveiro besonders, „zum bezahlbaren Preis, sodass sich Gruppen auch zwei ,Fläschle‘ gönnen“ oder den schmackhaften Tropfen gleich mitnehmen oder später bestellen können.

Der mit 42 von 50 Punkten gesegnete Koch lebt seine Passion mit einer alle paar Wochen wechselnden Karte und zwei „Events“ pro Monat aus. „Ich fände es schlimm, immer nur Schnitzel oder Steak machen zu müssen“, betont Meiswinkel. Er begegnet der Monotonie, indem er sich auch auf Empfehlungen seiner regionalen Lieferanten einlässt – oder den Wünschen der Gäste, die „Vinophil“ daheim beliefert.

„Ich stellte überrascht fest, dass Durchreisende sich oft an dem Guide Michelin orientieren“, gesteht Meiswinkel. Insofern darf Craveiro hoffen, dass sein Kompagnon künftige Auszeichnungen nicht wieder wieselflink in den Spam-Ordner verschiebt – und Craveiro die Loblieder der Gourmet-Götter, die einen ja doch freuen und das eigene Tun bestätigen, retten muss. Und das Gute an den öffentlichen Google-Bewertungen, bei denen 137 begeisterte Gäste dem „Vinophil“ im Web 4,9 von fünf Sternen verleihen: Die bleiben öffentlich und können in kein Abseits geschoben werden…

Über uns

Mit viel Spaß und Liebe zur Gastronomie möchten wir, Bruno E. Craveiro und Julian Meiswinkel, das Restaurant betreiben. Dank jahrelanger Gastronomie-Erfahrung und einem großartigen Team bieten wir unseren Gästen bei jedem Besuch ein tolles Erlebnis. Genießen Sie einen schönen Abend bei uns!

Öffnungszeiten

Di – Do: 17:00 Uhr – 23:00 Uhr | Küche bis 22:00 Uhr (Vinothek ab 15:00 Uhr geöffnet)

Fr – Sa: 17:00 Uhr – 00:00 Uhr | Küche bis 22:00 Uhr (Vinothek ab 15:00 Uhr geöffnet)

So – Mo: Ruhetag

Kontakt

Reservierung unter +49 (0) 7225 – 988 48 80

Sollten Sie eine private Feier bei uns ausrichten wollen, nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf. Auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich.